Kerb

Die Grumbacher Kerb

In Mümling-Grumbach war von altersher Sankt Ägidius der Dorfpatron. Er galt in der alten Kirche als einer der 14 Nothelfer und war Beschützer der Hirten und Viehzüchter. Das hatte seine besondere Bewandtnis, da das Dorf früher zur Herrschaft Breuberg und zur Zent Höchst gehörte.

Im Mittelalter bildete fast das ganze Breuberger Land eine einzige Zent (mit Zentwald und Zentweide). Die Zentweide und der Wald lagen im Mümlingtal und an seinen Hängen zwischen Grumbach und der Weilbach, die vom Fürstengrund kommend, bei Etzen-Gesäß in die Mümling endet. Auf der Zentweide herrschte während des ganzen Sommers fröhliches Leben. Hirten und Hütejungen weideten das Vieh und wohnten auch hier. Der Heilige dieser Hirten war Sankt Ägidius. Ihm war der erste Sonntag im September geweiht. An diesem Tag feierten die Hirten ihr Fest und hielten auf der Höhe, auf der heute die Bergkirche steht, ihren Gottesdienst.

Und so ist es auch heute noch - die erste schriftliche Erwähnung der Grumbacher Kerb findet sich im Höchster Kirchenbuch am 5. September 1695. Hier wird ausdrücklich gesagt, "dass die Kerb zu Grumbach von altersher am 1. Sonntag im September gefeiert wird". Uns so wird es wohl auch in Zukunft bleiben...

Bilder vom Kerbumzug am 04.09.2005

Bilder vom Kerbumzug am 04.09.2005 
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Die Grumbacher Gaaß - oder
Ein Besuch bei dem Patron unserer historischen Bergkirche, dem Heiligen Ägidius in Saint-Gilles, Frankreich

Friedrich Höreth (1892-1969), Lehrer und Heimatforscher in Mümling-Grumbach, war es, der entdeckte: Die historische Bergkirche in Mümling-Grumbach ist ein Patrozinium des Heiligen Ägidius. Die Legende des Heiligen Ägidius, der mit einer Hirschkuh zusammen lebte, hat mich von Anfang an fasziniert. Bei meiner Planung für eine Reise in die Provence wollte ich also unbedingt Saint-Gilles-Du-Gard besuchen, auch wenn es nicht direkt auf unserer Route lag. Denn in der mächtigen Krypta der romanischen Kirche in St.-Gilles ist der Heilige Ägidius begraben. Als ich unserer Reiseleiterin Lea erzählte, dass ich 25 Jahre in einer Kirche gepredigt habe, die dem Heiligen Ägidius geweiht ist, dass deswegen die Menschen in Mlg.-Grumbach ihr Kirchweihfest am 1. Sonntag im September feiern, da meinte sie: "Da fahren wir hin, auch ich mag diesen sympathischen Heiligen."

Saint-Gilles-Du-GardWir hatten nicht viel Zeit in dieser kleinen Stadt in Südfrankreich. Dennoch bin ich froh und auch dankbar, dass ich den Wirkungsbereich und die Grabstätte des Heiligen Ägidius besuchen konnte. In einer kleinen Buchhandlung neben der Kirche kaufte ich ein Büchlein, aus dem folgende Zeilen über den Heiligen Ägidius entnommen sind:

Saint-Gilles-Du-Gard

Der Legende nach ist der Heilige Ägidius (Saint Gilles) in Athen um die Mitte des 7ten Jahrhunderts geboren. Schon in seiner Jugend zeichnete er sich durch Wunder aus. Um jedoch dem Ruhm zu entweichen, verließ er sein Vaterland und ging in der Provence an Land.

Der heilige ÄgidiusDie Stadt Arles und danach der heilige Eremit Vérédème, der am Ufer des Gardons Zuflucht gefunden hatte, empfingen ihn. Dann zog er sich als Einsiedler ins Tal Flavienne zurück, in Begleitung einer jungen Hirschkuh. Diese gab den Anlass an die Begegnung vom Heiligen Ägidius mit dem König Wamba: bei einer Jagd nahm das durch die königliche Hundeschar verfolgte Tier Zuflucht beim Einsiedler (durch diese Tat wurde der heilige Ägidius als Beschützer der Hilflosen angerufen).
Wamba fand den heiligen Ägidius durch den Pfeil eines Jägers verletzt; davon gerührt, schenkte er ihm das Tal Flavienne, um dort eine Abtei zu errichten.

Unmittelbar unter die Gerichtsbarkeit von Rom gestellt, fand das Kloster, um das sich die Stadt ausdehnte, eine sehr beträchtliche Ausstrahlung. Dieses erste Kloster, das den Heiligen Petrus und Paulus gewidmet war, erlebte den Tod vom Heiligen Ägidius am 1. September 720 oder 721. Die Verehrung des Heiligen verbreitete sich sehr schnell. Eine Vielzahl von Pilgern aus fernen Ländern (Flandern, Dänemark, Ungarn, Norwegen, Polen ...) begaben sich zu seinem Grab, den Heiligen Ägidius insbesondere zum Schutz gegen die Ängste, ihr Nervenleiden, das Feuer und zum Schutz der Kinder anbetend.

Städte und Dörfer in Frankreich und im Ausland wurden nach dem Heiligen benannt; über zweitausend Kirchen nahmen ihn als Schutzpatron. Der Heilige Ägidius, dessen erstes "Heiligenleben" um das Jahr Tausend geschrieben wurde, hat sein Grabmal in der Krypta unserer Stadt. Im Jahr 1050 war es eine unter den vier meist besuchten Pilgerstätten der Christenheit mit Jerusalem, Rom und Satiago de Compostella und heute noch scharen sich beim Grab des Heiligen Pilger aus allen Ländern unter die Touristen, die somit an die mittelalterliche Überlieferung anknüpfen.

Klaus Schimmel 

Bilder vom Kerbumzug am 04.09.2016

















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